Angst bescherte ein Wahlergebnis, dass wiederum anderen Angst und Bange wird
- Der Terror hat sein Ziel erreicht: Die Spaltung der Gesellschaft
- Ignorierte Ängste und erzeugte Blockaden hatten die Landtagswahlen am 13. März 2016 voll im Griff
Aus Angst, Neidblockaden und aus Protest wurde die AFD gewählt. Eine Partei, deren Programm auch für die eigene AFD-Wählerschaft viele Nachteile bereit hält: späte Rente, Schluss mit Klimaschutz, Reiche geringer besteuern, Alleinerziehende ausgrenzen usw.. ‚Denn sie wissen nicht was sie tun‘. Wie ist dieses undifferenzierte Denken möglich geworden? Ängste und Blockaden haben hier für unfreies Denken gesorgt: „Hauptsache jemand nimmt mir meine Angst, der Rest ist mir egal“. Willkommen in der Matrix-Kultur.
„Das Ganze wird noch Perfider, wenn man bedenkt, dass die AFD genau diejenigen Menschen ausgrenzen will, denen sie ihren Wahlerfolg verdankt.“
Besonders bemerkenswert war in Twitter der Kommentar zu Sachen-Anhalt:
„Wirtschaftsflüchtlinge 1989 gegen Kriegsflüchtlinge 2016.“
Bemerkung: Seit kurzem auch auf Twitter. Im Gegensatz zu meinem Blog und auf Facebook, äußere ich mich auf Twitter fast täglich zu politischen Themen. Bei Interesse mir auf Twitter zu folgen: https://twitter.com/And_Lange. Danke.
Jetzt haben wir die Bescherung. Genauso, wie sich viele Menschen unverhältnismäßig stark von Flüchtlingen bedroht fühlen und dies mit Fremdenfeindlichkeit begegnen, genauso fühlt sich nun ein Teil der Gesellschaft vom rechtspopulistischen Ruck bedroht. Denn auch hier weiß niemand, wann und ob dieser Trend aufhören wird. So kommen nun auch Anhänger von Merkels Flüchtlingspolitik auf die Idee, sich für Grenzen auszusprechen. Nicht weil sie Angst vor Flüchtlingen haben, ganz im Gegenteil, sondern weil sie dem Rechtspopulismus die Grundlage entziehen wollen. Und auch diese Menschen sind jetzt ihrerseits dazu bereit Nachteile in Kauf zu nehmen. Hauptsache jemand nimmt ihnen die Angst vor den Rechtspopulisten weg.
Betrachten wir die etablierten Parteien: Mit wenigen Ausnahmen, haben sich diese nicht mit Ruhm und Weisheit beklekert. Grundgesetz, Humanismus, Gleichberechtigung und Wirtschaftlichkeit sind Pflicht, darüber müssen wir nicht diskutieren. Vor diesen Eckpfeilern hätten die Themen Integration, Religion, CETA/TTIP sowie Spaltung Arm/Reich nicht am Bürger vorbei diskutiert werden dürfen. Parteien scheuen in gewissen Themen den öffentlichen Diskurs. Und sie unterlassen es, sich für vermittelnd-tragfähige Lösungen einzusetzen. Und nun wundern sich, dass ihrer Anhänger sauer reagieren.
Warum haben sich viele Politiker so verhalten? Auch hier waren wieder Ängste und Blockaden im Spiel:
- Angst – diesen Reizthemen nicht gewachsen zu sein und über keine Antworten/Lösungen im Sinne des eigenen Parteiprogramms zu verfügen.
- Blockiert – durch Abhängigkeiten, welche nicht öffentlich gezeigt werden dürfen. Denn diese Abhängigkeiten würden auf begangene Fehler hinweisen. Ich verzichte an dieser Stelle auf Beispiele.
Blockierten Politikern fehlt es oftmals an Bereitschaft, aus begangenen Fehlern transparent zu lernen. Sie haben Angst vor den wütenden Reaktionen ihrer Wähler. Oder sollte man jetzt besser sagen: ehemalige Wähler. An dieser Stelle übersehen sie, dass ‚ihre’ Bürger längst wütend sind. Ein bisschen mehr Offenheit, Bürgereinfluss, Authentizität, Ehrlichkeit und Diskus-Freude hätten allen Seiten gutgetan.
Wie schwer es allerdings ist, sich den heutigen Konfliktthemen zu stellen, dass zeigte u.a. mein Beitrag/Post: ‚Deutschland und der Islam‘. In ausführlicher Form habe ich versucht dieses Thema zu vermitteln. In den hunderten von Kommentaren auf Facebook finden wir einen Vorgeschmack von dem, was uns als nächstes Thema von der AFD erwarten wird: Das Schüren der Angst vor dem Islam. Also dann, wenn das Thema Flüchtlingswelle ausgereizt ist. Eine abgefangene interne E-Mail konnte dies belegen. Mit Angst läßt sich eine Wählerschaft eben gut beeinflussen. Das haben diese Wahlen erneut und eindrucksvoll bewiesen.
Aus Dauerangst werden iergendwann Blockaden und solche Meinungen sind kaum noch zu ändern. Auch dann nicht, wenn die Konsequenzen (siehe das restliche Wahlprogramm der AFD) den durchschnittlichen AFD-Wählern ebenso in Mitleidenschaft ziehen wird. Blockierte bemerken nicht, dass sie sich auf Dauer nur selbst schaden. Darum dienen blockierte Wähler so schön als sichere Bank. Und das ist bei manchen etablierten Parteien auch nicht anders gewesen. Ängste können leicht genommen werden – Blockaden sind von zäher Natur.
Komplexität bereitet vielen Menschen Angst. Aber unsere moderne technisiert-globale Gesellschaft ist nun mal komplex. Daran läßt sich nichts ändern. Auch einfache Antworten machen eine komplexe Welt nicht einfacher. Eine Gesellschaft, welche sich weigert, den Themen unserer Zeit umfassend zu begegnen, gefährdet sich selbst. Trauen wir es doch einer breiten Masse zu, sich mit komplexen Themen zu beschäftigen. Spornen wir sie doch an. Aufklären, statt verheimlichen. Nehmen wir uns die Zeit, komplexe Themen zu erläutern und sie zu verstehen. Eine Politik, welche Bürger und deren Ängste nicht ernst nimmt oder sogar schürt – verschlimmert nur die Lage.
Etablierten Parteien bleibt die wage Hoffnung, dass Ängste und Proteste wieder abflauen werden. Dass wird es mit Sicherheit nicht, wenn Parteien den Umgang mit Aufklärung und gemeinsame Meinungsbildung nicht ändern!
Und so manch Protestwähler, wollte vielleicht nur ein Zeichen setzen und beim nächsten Mal wieder anders wählen. Diese Zeichensetzer/Protestwähler nehmen allerdings in Kauf, dass sie mitgeholfen haben, evtl. einen rechtspopulistischen Ruck dauerhaft zu etablieren. Ein zu hoher Preis, wie ich meine!
Danke, dass Sie bis hier hin gelesen haben. Das ist nicht mehr slebstverständlich.
Andreas Lange – Autor, Speaker und Systemberater
E-Mail: info@Andreas-Lange-Blog.de
Zu meinen Büchern:
In meinem Buch ‚Das Ende der Matrix-Kultur‚, habe ich die Abbildung und Auswirkung neuropsychologischer Blockaden im Kontext von Arbeit und Gesellschaft beschrieben.
Im Herbst 2016 erscheint das zweite Buch dieser Reihe. Teil II hinterfragt die bisherigen Gesetze der Ökonomie. Sind diese vor dem Kontext einer aufklaffenden Schere von Arm und Reich und der drohenden Klimaveränderung noch zeitgemäß? Was können wir tun, um das Finden von Entscheidungen und das Setzen von Zielen auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Wie können wir Unternehmen organisieren, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden?